Elementare Zahlentheorie WS 2003/04

Protokoll vom 04.11.03 (AE)

[Zurück zur Protokollübersicht]

Thema der Stunde:  Eulers Zugang zur Phi-Funktion

Zu Beginn der Stunde stellte sich die Frage, wie Euler ohne den chinesischen Restesatz auf die Phi-Funktion kam. Zunächst definierten wir unser Ziel, eine explizite Formel für Phi zu finden. Um uns diesem Problem zu nähern, stellten wir die folgenden Fragen und begannen, Antworten zu suchen:

F1: Wie ist Phi definiert?

F2: Wozu ist Phi gut?

F3: Welche explizite Formel gibt es für Phi?

F4: Was wissen wir bereits über die Einheitengruppe von Z/nZ?

A1: Phi ordnet einer natürlichen Zahl n den Restklassenring Z/nZ zu, diesem wird die Einheitengruppe E(Z/nZ) zugeordnet und dieser Gruppe wiederum ihre Ordnung. Definitions- und Wertebereich sind also beides die natürlichen Zahlen.

A3: Wir wissen über E(Z/nZ): Die Restklasse ā ist genau dann Einheit von Z/nZ, wenn (a, n) teilerfremd sind (a Element von Z).

F5: Welche Elemente sind nicht teilerfremd? Wie viele? 

A5: N(n) :=  Anzahl der Elemente ā, für die gilt: (a, n) sind nicht teilerfremd, wobei a zwischen 0 und n - 1 liegt.

Es gilt also folgendes:      Anzahl von E(Z/nZ) = N(n) + φ(n).

 

Nun versuchten wir wiederum durch Fragen und Antworten N(n) zu bestimmen.

F6: Welche Elemente sind nicht teilerfremd?

F7: Was sind die Teiler von n?

F8: Wie lautet die Primfaktorzerlegung von n?

A8: n = p1α1  ... prαr mit Primzahlen pi (i zwischen 1 und r).

A6: (a, n) nicht teilerfremd bedeutet: Es existiert pi  (i zwischen 1 und r) mit pi teilt a.

F9: Wie viele a (a zwischen 0 und n - 1) werden von einer Primzahl p geteilt?

A9: Die Anzahl beträgt n/p.

Also gilt: N(n) = n/p1 + n/p2 + ... + n/pr - T2 ,   wo T2 := Anzahl der a, die durch mindestens zwei der pi (i zwischen 1 und r) geteilt werden.

F10: Wie lässt sich T2 durch Formeln ausdrücken?

A10: Definiere zunächst Tk := Anzahl der a, die durch mindestens k der pi ( i zwischen 1 und r) geteilt werden.

T2 = n/(p1p2) +n/(p1p3)+...+n/(p1pr)+  n/(p2p3) + ....+ n/(pr - 1pr)  - T3

T3 = n/(p1p2p3)   + ... - T4

...

Tr = n/(p1p2...pr)

Also folgt:

N(n) = n/p1 + n/p2 + ... + n/pr - n/(p1p2) + n/(p1p3) + ... + n/(p1pr) + n/(p2p3)  + ... + (-1)r - 1 n/(p1p2...pr)

Schlussbemerkung:  Wir haben die Formel für N(n) natürlich nicht sofort (wie oben dargestellt) herausgefunden, sondern zunächst falsche oder unzulängliche Formeln aufgestellt, diese teilweise an Beispielen überprüft und nach und nach verbessert.

 

 

Zurück
zur vorangehenden Stunde (31.10.03),
zur Protokollübersicht.